Jeder Brillenträger hat sie schon gemacht, wahrscheinlich mehrfach, und verdankt ihr eine zuverlässige Korrektur des Sehens: die Refraktion. Hinter dem Begriff verbirgt sich allerdings mehr als nur ein Sehtest, nämlich ein aufwändiges Verfahren, um die genaue Beschaffenheit und Stärke der benötigten Brillengläser zu ermitteln. Warum diese Brillenglasbestimmung so wichtig und bei Kindern gleichzeitig so schwierig ist, erfahren Sie leicht verständlich bei uns.
Gutes Sehen erhöht die Lebensqualität
Vorweg sei gesagt, dass Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen mehr leisten, als lediglich die Sehschärfe und damit zum Beispiel das Lesevermögen zu erhöhen oder die Autofahrt zu erleichtern bzw. ermöglichen. Vielmehr kann ein schlechtes Sehvermögen dramatische Auswirkungen auf das Wohlbefinden und den allgemeinen Gesundheitszustand haben, begonnen von ständigen Nacken- und Kopfschmerzen über tränende oder brennende Augen bis hin zu teils starkem Schwindel. Die Symptome überanstrengter Augen sind vielfältig und können nicht nur bei komplett unbehandelten Sehschwächen auftreten, sondern auch bei falsch korrigierten Sehfehlern. Das passiert häufig dann, wenn eine Brille nicht exakt auf die Augen des Patienten abgestimmt ist oder wenn sich das Sehvermögen über die Zeit verändert. Nur eine qualitativ hochwertige Refraktionsbestimmung beim Augenoptiker oder Augenarzt sowie regelmäßige Sehtests stellen eine dauerhaft optimale Sehschärfekorrektur sicher. Experten empfehlen mindestens alle zwei Jahre einen Sehtest durchzuführen – auch für Brillenträger (beachten Sie hierzu unsere Hinweise zur VisusApp am Ende des Artikels).
Was Augenoptiker und Augenärzte unter Refraktion verstehen
Wenn Augenoptiker und Augenärzte von einer Refraktion sprechen, dann meinen sie in der Regel die Methode zur Bestimmung der benötigten Brillengläser. Was bei der Refraktionsbestimmung grundsätzlich gemessen wird, verrät die Herkunft des Begriffes, der sich aus dem lateinischen „re“ (deutsch: zurück) und „frangere“ (deutsch: brechen) zusammensetzt und wörtlich mit „Zurückbrechung“ übersetzt werden kann. Keine Sorge, bei der Refraktion wird den Patienten natürlich überhaupt nichts gebrochen, vielmehr geht es um die Brechung der Linsen im Auge bzw. um deren Brechkraft. Diese bestimmt der Arzt oder Optiker mithilfe der Refraktionsmessung und berechnet den exakten Wert, den die Brille später korrigieren muss, damit das Auge wieder scharf und klar sehen kann.
Gut zu wissen: Erfolgt die Bestimmung der Sehstärke aufgrund von Sehschwierigkeiten beim Augenarzt, übernimmt die Krankenkasse normalerweise die kompletten Kosten für die Refraktionsbestimmung.
Was bei der Refraktionsbestimmung gemessen wird
Wie wir bereits in unserem Artikel zur Makula gesehen haben, gibt es auf der Netzhaut nur einen Punkt des schärfsten Sehens (gelber Fleck). Vereinfacht ausgedrückt sammelt die Linse des Auges die Lichtstrahlen samt Bildinformationen und projiziert diese gebündelt auf den gelben Fleck. Verfehlt die Augenlinse diese Stelle, weil beispielsweise ihre Achse verschoben oder die Hornhaut verkrümmt ist, so sehen wir unscharf und eine künstliche Linse – die Brille oder Kontaktlinse – muss den Fehler der Augenlinse ausgleichen. Damit dies gelingt, ermittelt der Augenoptiker oder Augenarzt zunächst die Brechkraft der Linse. Der Wert eines gesunden Auges mit optimaler Sehkraft liegt bei 0 Dioptrien, der Patient gilt entsprechend als normalsichtig und kann alles gut erkennen. Liegt eine Weitsichtigkeit oder Alterssichtigkeit vor, erhöht sich der Dioptrienwert und erhält ein positives Vorzeichen (z.B. +2 Dioptrien). Die Kurzsichtigkeit wird hingegen mit einem negativen Vorzeichen markiert (z.B. -2 Dioptrien). Zwar gibt es heutzutage moderne Messbrillen und computergestützte Geräte zur Bestimmung der Refraktion, doch erfordern optimale Werte ein sorgfältiges Vorgehen des Untersuchenden sowie Geduld und Mitarbeit vom Patienten selbst. Denn die Ermittlung der Korrekturwerte erfolgt in zwei Schritten: der Bestimmung der objektiven und subjektiven Refraktion.
Erste Einschätzung der Sehstärke: die objektive Refraktion
Um die Dioptrien schnell zu bestimmen, nutzen Augenoptiker oder Augenärzte meist ein Autorefraktometer. Das Gerät ist leicht zu bedienen und misst die Sehstärke vollautomatisch ein. Der Patient oder die Patientin muss nur auf ein entferntes Bild schauen, während der Autorefraktometer die Dioptrienzahl ermittelt. Das Problem an der objektiven Refraktion ist die Ungenauigkeit, weil das menschliche Auge flexibel ist und Bilder wie eine Kamera scharf stellen kann. Entsprechend ist die objektive Refraktion bei einem Sehtest nicht zwingend notwendig, liefert aber eine schnelle Diagnose, ob sich an der Sehkraft eines Patienten etwas verändert hat, und erleichtert die Ermittlung der Refraktion und korrekter Korrekturwerte bei der folgenden, subjektiven Variante.
Tipp: Die Sehkraft der Augen schwankt je nach Belastung und Tageszeit. Legen Sie den Termin für Ihren Sehtest so, dass Sie diesen möglichst entspannt und ausgeruht wahrnehmen können.
Individuelle Feinabstimmung der Werte: die subjektive Refraktion
Moderne Technik ersetzt vieles, aber nicht alles. Denn die subjektive Refraktion beim Augenoptiker oder Augenarzt ist so aufwändig wie unverzichtbar. Den Ablauf kennen Sie wahrscheinlich: Sie erhalten eine Messbrille auf oder sitzen am Phoropter (siehe Foto) und der Untersuchende wechselt ständig Gläser, verschiebt Regler, stellt Werte ein und fragt ständig Dinge wie „Sehen Sie jetzt schärfer oder mit dem Glas zuvor?“, „So besser oder schlechter?“ oder „Besser, gleich oder schlechter?“ und so weiter und so fort. Das kann schnell anstrengend werden, sorgt aber für die wichtige Feinabstimmung der Dioptrienwerte, damit die Brille die Sehkraftdefizite ordentlich ausgleichen kann. Mehr ist es nicht bei der subjektiven Bestimmung, aber es zieht sich eben, weshalb man im Schnitt mindestens 15-30 Minuten für die subjektive Refraktion einplanen sollte.
Übrigens: Die sogenannte Vollkorrektur – also ein Dioptrienausgleich, der die volle Sehkraft wieder herstellt –, wird von vielen Patienten als unangenehm empfunden und sie entscheiden sich beim subjektiven Sehtest für die angenehmste Sehkorrektur, deutlich seltener für die mathematisch korrekteste.
Schwierig und wichtig zugleich: die Refraktionsbestimmung bei Kindern
Je jünger Kinder sind, desto schwieriger ist es, ihre Refraktion korrekt zu bestimmen. Denn abgesehen davon, dass Kleinkinder ihre Seheindrücke nicht richtig einschätzen und ausdrücken können, befinden sich die Augäpfel noch im Wachstum, was zu raschen Änderungen der Sehkraft führen kann. Daher empfehlen Augenärzte die Kontrolle bei Kindern zu verkürzen und mindestens einmal jährlich einen Sehtest durchzuführen. Um weitgehend unverfälschte Ergebnisse zu erzielen, wird bei Kindern meist die objektive Refraktion bevorzugt und die Augen werden zur maximalen Entspannung vor dem Sehtest mit speziellen Augentropfen behandelt.
Regelmäßige Sehtests selbst durchführen
Die VisusApp bietet als standardisierter Sehtest eine hervorragende Möglichkeit zur Selbstkontrolle. Die App ist kostenlos, einfach zu nutzen und liefert ein schnelles Ergebnis, ob ein vorzeitiger Besuch beim Augenoptiker oder Augenarzt sinnvoll ist. Beachten Sie aber, dass die App ausschließlich eine Ergänzung darstellt und den Besuch eines Augenarztes grundsätzlich nicht ersetzen kann.
Schon gewusst? Der klassische Sehtest erfolgt am Snellen-Diagramm bzw. an der Snellen Chart. Dabei handelt es sich um die allseits bekannte Tafel, die mit einem übergroßen Buchstaben beginnt und mit jeder weiteren Zeile mehr und kleinere Buchstaben oder Zahlen hinzufügt, die aus bestimmter Entfernung korrekt abgelesen werden sollen. Der Sehtest stammt vom namensgebenden, niederländischen Augenheilkundler Herman Snellen, der das Diagramm bereits 1864 entworfen hat. Der Sehtest ist bis heute zuverlässig und beliebt, hängt aber immer von der Durchführung des Untersuchenden ab. Ein standardisierter Sehtest, wie ihn die VisusApp bietet, ist hingegen unbestechlich und liefert dauerhaft belastbare Daten.
Weitere Informationen rund um Sehtests, Makuladegeneration oder zur VisusApp finden Sie in unserem Visus Magazine.