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Augenuntersuchungen im Überblick & Sehtest selbst machen

Ob Vorsorgeuntersuchung, Verdacht auf eine Augenerkrankung oder für einen Eignungstest: Gründe zur Prüfung des Sehvermögens gibt es viele. Doch welche Sehtests sind wann am besten geeignet und wie laufen diese im Einzelnen ab? Warum gibt es spezielle Sehtests für Kinder und ältere Menschen? Die wichtigsten Antworten haben wir im Folgenden kurz für Sie zusammengefasst – von der Messung der Sehschärfe bis hin zur Smartphone-App für einen Sehtest zum Selbermachen.

Verschiedene Sehtests für unterschiedliche Anforderungen

Welches Untersuchungsverfahren beim Sehtest zur Anwendung kommt, hängt davon ab, welche Funktion des Auges genauer überprüft werden soll. Grundsätzlich werden Sehtests beim Augenarzt zur Diagnose oder Kontrolle von Augenerkrankungen durchgeführt oder beim Augenoptiker, um die korrekte Stärke der Brillengläser zu ermitteln.

Die wichtigsten Sehtests im Überblick:

Visus-Test – der Sehtest für die Sehschärfe

Der Visus-Test ist eine der wichtigsten und häufigsten Untersuchungen, bei der die Sehschärfe des Auges gemessen wird. Die Messung der Sehschärfe gibt zuverlässig Aufschluss darüber, wie es um die Sehkraft einer Person bestellt ist, und ob eine Sehschwäche vorliegt, die nähere Untersuchungen und eine Korrektur in Form einer Brille bzw. Kontaktlinsen erfordert. Meistens wird die Sehschärfe mithilfe von Sehtafeln gemessen (Landolt-Ringe, Snellen- oder ETDRS-Sehtafeln) bzw. standardisiert mit der VisusApp (siehe weiter unten).

Detaillierte Informationen zu diesem Verfahren finden Sie im Artikel: Visus-Test.

Brillenglasbestimmung – objektive und subjektive Refraktion

Alleine die Sehschärfe mit einem Visus-Test zu bestimmen, ist für eine Korrektur mit Brille oder Kontaktlinse noch nicht ausreichend. Um die richtige Stärke für die Sehhilfe zu ermittelt, bestimmt der Augenarzt oder Augenoptiker die Refraktion des Auges. Dabei handelt es sich um die Brechkraft der Linse. Eine schnelle Messung der Brechkraft (objektive Refraktion) gibt Aufschluss über die ungefähre Stärke der benötigten Sehhilfe, während ein detailliertes Ausprobieren verschiedener Glasstärken (subjektive Refraktion) die optimalen Brillengläser durch Ausschlussverfahren ausfindig macht.

Detaillierte Informationen zu diesem Verfahren finden Sie im Artikel: Refraktion.

Farbsehtest – der Sehtest zur Erkennung von Farben

Besonders für die augenärztliche Untersuchung kann es wichtig sein, die Fähigkeit der Augen zur Wahrnehmung von Farben zu testen. Eine echte Farbenblindheit (Achromatopsie oder Achromasie) ist selten, und die Patienten sehen hierbei tatsächlich keinerlei Farben, sondern lediglich Kontraste zwischen hell und dunkel. Viel häufiger ist dagegen eine Farbenfehlsichtigkeit (Farbenanomalie) wie die sogenannte Rot-Grün-Sehschwäche, von der ca. 5% der Bevölkerung betroffen sind, davon überwiegend Männer). Farbsehtests unterscheiden sich grundlegend von Messungen der Sehschärfe und werden meistens anhand einer Ishihara-Farbtafel (siehe Foto) durchgeführt.

Stereosehtest – der Sehtest für räumliches Sehen

Rein technisch nimmt ein Auge die Umwelt nur zweidimensional wahr, also flach wie das gedruckte Bild auf einem Stück Papier. Erst das Zusammenspiel beider Augen – das stereoskopische Sehen – setzt die beiden Bilder zu einem dreidimensionalen, räumlichen Ganzen zusammen. Um zu testen, ob diese Fähigkeit korrekt funktioniert, gibt es beispielsweise den Lang-Stereotest I und II. Bei dieser Untersuchung müssen die Patienten (meistens Kinder) scheinbar dreidimensionale Figuren erkennen, die sich aus zufällig verteilten schwarzen Punkten zusammensetzen und auf einem etwa postkartengroßen Bild zwischen grauem Hintergrund verstecken (siehe Foto). Nur bei einem intakten räumlichen Sehen, können diese Figuren wahrgenommen werden.

3D-Sehtest – der moderne Sehtest

Die 3D-Augenprüfung ist ein vergleichsweise junger Sehtest mit modernsten technischen Mitteln. Anhand einer 3D-Brille und entsprechender Darstellungen auf einem Monitor, können gleich verschiedene Aspekte in nur einem Untersuchungsverfahren beleuchtet werden. Dabei werden die Augen unter realistischen Bedingungen untersucht, indem der Patient beispielsweise auf dreidimensionale Landschaften blickt. Die Ergebnisse moderner Tests sind schnell vorhanden und von hoher Qualität, was sich vor allem bei der Bestimmung der Gläserstärke von Gleitsichtbrillen bemerkbar macht. Moderne Technik kostet aber entsprechend viel Geld, weshalb bei vielen Augenärzten und Augenoptikern noch immer klassische Sehtafeln zum Einsatz kommen.

VisusApp – Sehtest selbst machen

Auf dem Smartphone einen Sehtest selbst machen? Mit der VisusApp ist das kein Problem, und zuverlässig noch dazu. Denn die Sehtest-App ermöglicht einen standardisierten Visus-Test, der bereits von Augenärzten und Einrichtungen genutzt wird. So lassen sich Überprüfungen der Sehschärfe in verschiedenen Modi schnell und einfach durchführen – von Fachpersonal genauso wie von Patienten privat zu Hause.

Sehtest online selbst machen: Mit dem Amsler-Gitter-Test lassen sich schon frühzeitig Hinweise auf eine Netzhauterkrankung erkennen. Sie finden diesen Online-Sehtest* auch bei uns im Artikel: Makula.

*Bitte beachten Sie, dass kein Sehtest zum Selbermachen eine medizinische Diagnose ersetzen kann. Besuchen Sie daher bei Sehstörungen oder Beschwerden immer den Augenarzt Ihres Vertrauens.

Sehtest für Kinder – Sehstörungen frühzeitig behandeln

Das scharfe und räumliche Sehen ist uns nicht in die Wiege gelegt, sondern Ergebnis eines komplexen Lernprozesses. Entsprechend wichtig ist, dass diese Entwicklung bei Kindern unbeeinträchtigt vollzogen werden kann. Kleinkinder wissen allerdings nicht, wann der Lernprozess des Sehens mit Unregelmäßigkeiten verbunden ist, weil sie natürlich keine Vergleichsmöglichkeiten haben. Darum ist ein Sehtest für Kinder besonders wichtig, um möglichen Sehschwächen oder Sehstörungen frühzeitig entgegenzuwirken. Denn unbehandelt können sich diese zu dauerhaften Augenproblemen ausbilden.

Sehtest für Kinder mit Bildern statt Buchstaben? Nicht unbedingt, denn Kinder, die noch nicht lesen können, prägen sich Bilder besonders gut ein und können Motive ausgesprochen gut erraten, selbst wenn diese nicht scharf zu sehen sind. Spezialisierte Augenärzte für Kinder wissen natürlich genau was sie machen, doch auch immer mehr Augenoptiker setzen bei Kindern auf Sehtests mit neutralen Sehzeichen wie E-Haken oder Landolt-Ringe – diese lassen sich nicht so leicht erraten und sind ohne Lesevermögen sehr gut erkennbar.

Sehtest für Senioren – Augenerkrankungen erkennen

Sehtests für ältere Menschen sind aufgrund der Alterssichtigkeit und dem erhöhten Risiko für Augenerkrankungen besonders wichtig, denn die Sehkraft nimmt im Alter unweigerlich ab. Besonders im Straßenverkehr kann diese schleichende Verschlechterung der Sehschärfe zur echten Gefahr werden, weshalb der größte deutsche Automobilclub Fahrern ab 60 Jahren einen zweijährlichen Sehtest empfiehlt. Dadurch können auch Augenkrankheiten wie der Grüne Star (Glaukom), der Graue Star (Katarakt) oder eine Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) erkannt und behandelt werden. Wer öfter die eigene Sehschärfe überprüfen und einen Sehtest selbst machen möchte, dem steht mit der VisusApp für das Smartphone eine unkomplizierte Möglichkeit zur Verfügung.

Sie möchten einen Sehtest selbst machen? Probieren Sie die VisusApp am besten gleich aus. Der standardisierte Sehtest ist auch für Arztpraxen und Einrichtungen geeignet. 

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Visus-Test – Sehtest für die Sehschärfe Ladolt-Ring, ETDRS-Sehtafel usw.

Die Augen funktionieren in einem komplizierten Zusammenwirken vieler Faktoren, wobei Licht, Kontrast, Linse, Netzhaut und auch das Gehirn sehr wichtige Rollen beim Sehen spielen. Einer der wichtigsten Aspekte des Sehens ist die Sehschärfe (siehe Artikel: Definition des Visus). Anhand dieser kann der Augenarzt oder Augenoptiker die Sehkraft bestimmen, Krankheiten erkennen und beobachten oder die Stärke von benötigten Brillengläsern ermitteln (siehe Artikel: Refraktion). Wie die Sehschärfe genau gemessen wird, und welche Sehtests dafür verwendet werden, haben wir im Folgenden leicht verständlich für Sie zusammengefasst.   

Was wird beim Visus-Test gemessen?

Der Visus-Test zur Ermittlung der Sehschärfe ist nicht der einzige Sehtest, für viele Zwecke aber einer der wichtigsten (andere Tests betreffen beispielsweise Gesichtsfeld, Farberkennung usw.). Einfach ausgedrückt, wird beim Visus-Test überprüft, bei welchem Abstand ein Patient zwei getrennte Punkte gerade noch als getrennt wahrnehmen kann, und diese optisch nicht zu einem einzelnen Punkt verschwimmen. Die Messung kann über die Winkel-Sehschärfe bzw. anguläre Sehschärfe (siehe Artikel: Definition des Visus) oder über die Distanz vom Betrachter zum Objekt erfolgen.

Als Vergleichswert gilt ein Visus von 1,0, der dem Durchschnitt der Bevölkerung entspricht. Je geringer der gemessene Wert ausfällt, desto stärker ist eine Sehschwäche ausgeprägt. Zu beachten ist dabei, dass der Visus je nach Beschaffenheit und Gesundheit des Auges, nach Alter und sogar nach Tageszeit schwankt. Grundsätzlich lässt sich anmerken: Je angestrengter und ermüdeter die Augen sind, desto schlechter fällt in der Regel der Wert beim Visus-Test aus. Die normale Sehschärfe liegt bei ca. 20-jährigen Personen zwischen 1,0 und 1,6 – bei rund 80-jährigen dagegen zwischen 0,6 und 1,0.

Optik mit Aha-Effekt: Für das Autofahren ist ein Visus von mindestens 0,7 vorgeschrieben. Wird dieser Wert beim Sehtest für den Führerschein nicht erreicht, muss die Sehschwäche zwingend durch eine Sehhilfe ausgeglichen werden. 

Der Zweck entscheidet: Verschiedene Arten des Visus-Tests

Die Art und Weise eines Sehtests hängt immer davon ab, wofür der Test bestimmt ist. Alleine bei der Messung der Sehschärfe unterscheidet man zwischen fünf Ausgangssituationen: Der Nahvisus-Test erfolgt aus gut 30 cm und gilt zur Bestimmung der Lesesehschärfe (z.B. mit Birkhäuser-Nahlesetafel), während der Fernvisus-Test die Sehschärfe ab einem Meter Entfernung ermittelt. Darüber hinaus ist es von Bedeutung, ob der Sehtest mit professioneller Korrektur erfolgt (zum Beispiel mit Messbrille), mit eigener Korrektur (Brille oder Kontaktlinsen) oder komplett ohne Korrektur (auch als Rohvisus bezeichnet). Auf Bescheinigungen oder Überweisungen erkennen Sie diese Angabe an den Abkürzungen der Fachbegriffe:

  • s.c. (sine correctione; lateinisch für „ohne Korrektur“)
  • c.c. (cum correctione; lateinisch für „mit Korrektur“)
  • c.c.s. (cum correctione ses; lateinisch für „mit eigener Korrektur“)

Übrigens: Patienten mit einer Blindenarmbinde müssen nicht zwangsläufig komplett erblindet sein.

In Deutschland gilt jemand laut Sozialgesetzbuch als blind, sobald der Visus trotz optimaler Korrektur durch Sehhilfen einen Wert von 0,02 auf dem besseren Auge aufweist oder unterschreitet. Zum Vergleich: International gelten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Personen schon dann als blind, wenn ihr Visus bei 0,05 oder darunter liegt.  

Genormte Messung der Sehschärfe – Visus-Test mit dem Landolt-Ring

Offizielle Sehtests für die Sehkraft sind in Deutschland an die Norm DIN 58220 gebunden. Dabei handelt es sich um die einheitliche Richtlinie für Art, Umfang und Durchführung des Visus-Tests, zum Beispiel um für den Führerschein zuverlässige und vergleichbare Werte zu erhalten. Genormte Sehtests erfolgen mit speziellen Sehzeichen, den Landolt-Ringen (siehe Foto). Der Patient muss je eine der acht möglichen Öffnungen erkennen, wobei die Ringe immer kleiner werden. Mögliche Öffnungen sind oben, rechts-oben, rechts, rechts-unten, unten, links-unten, links, links-oben.

Warum Landolt-Ringe? Wie so oft in der Medizin oder Wissenschaft ist der Visus-Test mit den Landolt-Ringen nach deren Entwickler benannt, dem Schweizer Ophthalmologen (Augenheilkundler) Dr. Edmund Landolt (1846-1926).

Alternative Messungen der Sehschärfe – Visus-Test mit der ETDRS- und Snellen-Sehtafel

Alternative Visus-Tests werden klassisch mit Sehtafeln durchgeführt – ein Prozedere, das fast jeder kennt: Aus bestimmter Entfernung müssen Buchstaben oder Zahlen erkannt werden, die von oben nach unten immer weiter schrumpfen. Die ersten Sehtafeln gehen auf den niederländischen Augenarzt Herman Snellen den Älteren (1834-1908) zurück und finden sich noch heute in vielen medizinischen Einrichtungen zur Durchführung von Sehtests.

Moderner ist die Messung der Sehschärfe mit einer ETDRS-Sehtafel. Diese ist erwartungsgemäß nicht nach ihrem Entwickler benannt, sondern besteht aus den Anfangsbuchstaben einer maßgebenden Studie zur Behandlung diabetesbedingter Augenschäden (Early Treatment Diabetic Retinopathy Study). Im Vergleich zum Snellen-Test laufen die ebenfalls kleiner werdenden Buchstaben oder Zahlen unten hin spitzer zu (siehe Foto). 

Viele Experten sehen eine höhere Aussagekraft, wenn die Sehtafeln nicht mit Zahlen oder Buchstaben, sondern mit den sogenannten Snellen-Haken oder E-Haken (siehe Foto) bestückt sind. Der Ablauf ist hier ähnlich dem Visus-Test mit Landolt-Ringen und entsprechend objektiver. Allerdings mit einem Nachteil: Während die Ringe acht Möglichkeiten bieten, sind es bei den E-Haken nur vier (oben, rechts, unten, links), was die Wahrscheinlichkeit auf Zufallstreffer durch Raten erhöht.

Unterschied zwischen ETDRS- und Snellen-Anordnung: Einer Studie zufolge* sind Sehtests mit einer ETDR-Sehtafel genauer und besser reproduzierbar, dauern aber deutlich länger als der klassische Snellen-Visus-Test.  

Visus-Test als standardisierter Sehtest?

Obwohl der Visus-Test mit den Landolt-Ringen genormte Sehzeichen aufweist und auch die sonstigen Messungsparameter einheitlich gestaltet sind, bleiben zwei unberechenbare Faktoren übrig: Zum einen die Person, die den Visus-Test aktiv durchführt und zum anderen natürlich der Patient, dessen individueller Seheindruck, und die Fähigkeit diesen wiederzugeben, in die Ergebnisse einfließen. Die Lösung ist ein standardisierter Sehtest, der schnell, günstig, überall und von jedem durchgeführt werden kann. Die VisusApp ermöglicht genau das, und von Grund auf sowohl für den privaten Einsatz bei Patienten als auch in professionellen Einrichtungen von Augenärzten, Augenoptikern, Kliniken, Pflegeeinrichtungen usw. Am besten einfach mal herunterladen und gleich einen Visus-Test durchführen.

Mehr zur Sehschärfe rund um den Visus-Test finden Sie in unserem Magazin.

* International Journal of Ophthalmology, „Comparison of Snellen and Early Treatment Diabetic Retinopathy Study charts using a computer simulation“ von Reuben R. Shamir, Yael Friedman, Leo Joskowicz, Michael Mimouni and Eytan Z. Blumenthal

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Definition Visus: Was ist Sehstärke bzw. Sehschärfe?

Im Gegensatz zum Gehen, Sprechen oder Fahrradfahren müssen wir das Sehen nach der Geburt nicht erst bewusst erlernen, sondern nutzen diese Fähigkeit ganz selbstverständlich. Doch hinter dem menschlichen Sehvermögen steckt ein hochkompliziertes System, bei dem kleinste Unregelmäßigkeiten schon große Auswirkungen haben können. Viele Unstimmigkeiten lassen sich dank moderner Technik mit Brillen oder Kontaktlinsen problemlos ausgleichen, Augenerkrankungen wie die Makuladegeneration können hingegen nur verzögert und deren Symptome gelindert werden. In beiden Fällen gibt es einen messbaren Wert, der für die Korrektur von Sehfehlern und für die Therapie von Augenleiden von entscheidender Bedeutung ist: die Sehstärke bzw. Sehschärfe, von Augenoptikern und Augenärzten in der lateinischen Fachsprache als Visus bezeichnet.

Was ist der Visus genau?

Der Pschyrembel, das wohl wichtigste medizinische Wörterbuch im deutschsprachigen Raum, bringt die Definition des Visus knapp auf den Punkt und liefert in etwa folgende Erklärung:

Bei der Sehschärfe handelt es sich um das Auflösungsvermögen des Auges bei Tageslicht. Entsprechend beschreibt der Visus den Mindestabstand, den zwei Punkte haben müssen, um sie noch als getrennt wahrzunehmen.

Das klingt ein wenig kryptisch, hat aber eine so einfache wie wichtige Konsequenz, denn übersetzt handelt es sich beim Visus um einen messbaren Wert der Sehstärke, der einen zuverlässigen Sehtest überhaupt erst ermöglicht und einen entscheidenden Faktor für die Diagnose und Korrektur von Sehschwächen darstellt.

Vereinfachte Definition: Der Visus gibt an, wie scharf ein Lebewesen seine Umwelt sehen kann.

Allerdings bedeutet Sehstärke nicht gleich Sehstärke, sondern man unterscheidet den Visus durch verschiedene Schwellenwerte.

Die unterschiedlichen Einteilungen des Sehens

Der Visus wird in verschiedenen Formen betrachtet, begonnen bei der Sichtbarkeitsschwelle (Minimum visibile). Diese auch Punktsehschärfe genannte Grenze markiert den Übergang zwischen Sehen und Nicht-sehen. An der Sichtbarkeitsschwelle kann man also ein Objekt sehen, optisch aber nicht erkennen, um was es sich dabei handelt. Das Erkennen von Objekten ist erst an der Erkennbarkeitsschwelle (Minimum discriminibile) möglich. Diese Lokalisationssehschärfe ermöglicht die optische Wahrnehmung kleinster Veränderungen von Objekten oder ihrer Beziehung zueinander. Das klingt kompliziert, wird anhand eines Beispiels aber leicht verständlich: In einer Reihe, die zehnmal den Buchstaben „A“ enthält, erkennt das Auge sehr früh, wenn eines dieser „As“ auch nur minimal nach rechts oder links gekippt ist. Diese Schwelle befindet sich noch deutlich vor der folgenden, die den Punkt des schärfsten Sehens markiert. Nun sind wir bei der Sehschärfe (Minimum separabile) angelangt, an dem Punkt, der die Unterscheidung zwei nebeneinanderliegender Punkte gerade noch ermöglicht. Wie kann man sich das vorstellen, ohne zu sehr ins fachliche Detail zu gehen? Im Prinzip wirklich als zwei Punkte auf einem Stück Papier. Betrachtet man das Papier aus der Nähe, so sieht man zwei Punkte. Ab einer bestimmten Entfernung sind die zwei getrennten Punkte aber nur noch als ein einzelner Punkt erkennbar. Der Übergang, der uns optisch aus einem Punkt zwei unterschiedliche erkennen lässt, ist der Visus. Für die Messung, Berechnung und Korrektur wird der Visus in ein Verhältnis zum Betrachtungsabstand und zum Sehwinkel gesetzt. Fachsprachlich ist hier häufig auch von angulärer Sehschärfe oder Auflösungssehschärfe die Rede. Eine noch detaillierte Auflösung liefert die Lesesehschärfe (Minimum legibile), was auch erklärt, warum viele Menschen bereits eine Lesebrille benötigen, obwohl sie auf normale Sichtweite noch eine sehr gute Sehstärke aufweisen.

Schon gewusst? Der Bilderdruck macht sich diese Sehschwellen zunutze. Die Farben auf Ihrer Zeitung oder in Ihrer Zeitschrift sind nämlich nicht vollflächig gedruckt, sondern in winzigen Punkten mit weißen Zwischenräumen. Selbst bei nahem Leseabstand entsteht die Illusion einer vollflächigen Farbe und nur eine etwas stärkere Lupe gibt das wahre Druckbild preis. Ein großes Werbeplakat benötigt nur eine sehr geringe Druckauflösung, um aus großer Entfernung scharf wahrgenommen zu werden, während ein Kunstdruck eines sehr hohe Druckauflösung erfordert, weil sich Kunstliebhaber gerne mal Details mit einem Vergrößerungsglas betrachten möchten.

Wodurch wird der Visus beeinflusst?

Als wären die bisherigen Einteilungen bei der Definition des Visus nicht schon komplex genug, gibt es weitere Parameter, die beim Visustest, Sehtest oder der Sehschwächenkorrektur beachtet werden müssen. Die Sehstärke des Menschen ist von folgenden Punkten maßgeblich abhängig:

  • Auflösung des Augapfels

Die grundsätzliche Sehkraft des Menschen wird von der Auflösung des Augapfels bestimmt, die sich von Person zu Person wiederum stark unterscheiden kann. Wie bei einem Fernseher oder Projektor, kann auch das Auge kein schärferes Bild liefern, als es die Auflösung erlaubt.  

  • Abbildungsqualität auf der Netzhaut

Die Qualität, mit der ein Objekt auf der Netzhaut abgebildet wird, hängt ihrerseits von drei weiteren Parametern ab. Zum einen von der Brechung im Auge selbst (Linse, Hornhaut, Glaskörper und Kammerwasser), von der Refraktion des Auges (siehe Artikel: Refraktion) und letztlich vom Brechungsindex der Medien, die an die Hornhaut grenzen, sprich von der Luft oder Wasser.  

  • Optische Eigenschaften des Objekts und seiner Umgebung

Das Objekt bestimmt ebenfalls darüber, wie es im menschlichen Auge wahrgenommen wird, zum Beispiel durch seine Farbe, den Kontrast zum Hintergrund usw. Genauso wichtig sind die Umstände des Objekts und des Auges, wie die Lichtverhältnisse, denn eins weiß jeder: Nachts sind alle Katzen grau.

  • Form des Objekts

Die Form von Objekten wirkt sich direkt auf die Sehschärfe aus, denn beispielsweise ist die Netzhaut in Verbindung mit dem Gehirn in der Lage, bestimmte Formen wie Linien oder rechte Winkel höher aufzulösen, als es die Auflösung der Netzhaut alleine eigentlich zulassen würde.

  • Fixierung auf der Netzhaut

Entscheidend für die Sehstärke ist der Ort auf der Netzhaut, auf dem die Projektion der Objekte landet. Nur in der Sehgrube, also an zentraler Stelle des gelben Flecks (siehe auch Artikel: Refraktion), erreicht die Sehkraft ihre größtmögliche Schärfe. Je weiter die Bilder außerhalb dieses Zentrums auftreffen, desto unschärfer sehen wir ohne Korrektur durch eine Brille oder Kontaktlinsen. 

Wie der Visus gemessen wird, wie so ein Sehtest aufgebaut ist, und wie man einen Visus-Test selbstständig durchführen kann, finden Sie im Artikel: Visus-Test

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Makula bzw. gelber Fleck – die Zentrale des scharfen Sehens

Immer häufiger wird über Erkrankungen der Makula gesprochen und welche gefährlichen Folgen bis hin zur Erblindung diese für das menschliche Auge haben können. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff der Makula überhaupt, und was lässt sich tun, um Folgeschäden oder einen Verlust der Sehkraft zu vermeiden? Im Folgenden haben wir Ihnen die Makula und Makuladegeneration kurz und leicht verständlich erklärt.

Was ist Makula eigentlich genau?

Der lateinische Begriff für die Makula lautet „Macula lutea“ und bezeichnet den „gelben Fleck“ im Auge. Davon dürften die meisten schon gehört haben, denn der gelbe Fleck sorgt dafür, dass wir Dinge scharf sehen können. Die Makula ist sehr klein und befindet sich mittig im hinteren Bereich der Netzhaut (Retina). Durch die Mitte des gelben Flecks verläuft wiederum die Sehachse, wo sich sehr viele farbempfindlichen Sinneszellen – die Zapfen – auf engstem Raum verdichten und die Sehkraft ihre größtmögliche Schärfe entfaltet (mehr zur Sehschärfe finden Sie im Artikel Visus). Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Makula ist die Zentrale des scharfen Sehens. Das lässt gleichzeitig erahnen, welch schwerwiegende Folgen verschiedene Erkrankungen der Makula haben können.    

Ist Makula heilbar?

Umgangssprachlich ist bei Erkrankungen, die den gelben Fleck betreffen oftmals von Makula die Rede, vergleichbar mit dem bekannten Ausspruch „Ich habe Rücken“, obwohl tatsächlich Rückenschmerzen gemeint sind. Entsprechend müsste die Frage lauten, ob Makulaerkrankungen heilbar sind. Da es verschiedene Augenleiden mit teils sehr komplexen Ursachen gibt, hängt die Antwort von der genauen Erkrankung der Makula ab.

Während zum Beispiel ein Makulaödem ausgelöst von einer Augenentzündung in der Regel sehr gut heilbar ist, sind Flüssigkeitsansammlungen in der Makula aufgrund einer Diabeteserkrankung deutlich schwieriger zu therapieren und können unbehandelt zum vollständigen Sehverlust führen.

Neben eher seltenen unheilbaren Makulaerkrankungen, wie der erblich bedingten Best-Krankheit (Morbus Best) oder der Morbus Stargardt, ist die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) die verbreitetste Form schwerwiegender Augenleiden. In Industriestaaten ist die AMD die häufigste Ursache für Erblindung (32% der Neuerblindungen), noch deutlich vor dem Glaukom (Grüner Star) und durch Diabetes verursachte Netzhautschäden, die je 16% der jährlichen Neuerblindungen ausmachen. Leider ist die Makuladegeneration derzeit unheilbar, kann mit der passenden Therapie aber positiv beeinflusst werden.  

Makuladegeneration erkennen und behandeln

Augenärzte unterscheiden die Augenerkrankung grundsätzlich in zwei Bereiche:

  1. Altersbedingte Makuladegeneration (AMD): die häufigste Form der Erkrankung, deren Wahrscheinlichkeit mit dem Alter zunehmend steigt. Rauchen und genetische Vorbelastungen können das Risiko zusätzlich erhöhen. 
  • Makulaerkrankungen mit sonstigen Auslösern: z.B. aufgrund hoher Kurzsichtigkeit, erblich bedingt, als Folge einer Augenentzündung oder durch Nebenwirkungen von Medikamenten wie zur Malaria-Prophylaxe oder Rheumatherapie.

Die Erkrankung macht sich im Frühstadium kaum bemerkbar und fällt zu diesem Zeitpunkt selbst bei erfahrenen Augenärzten unter die Zufallsbefunde. Frühzeitige Hinweise auf eine Makulaerkrankung gibt der sogenannte Amsler-Gitter-Test, ein Sehtest, der selbstständig durchgeführt werden kann.

Sehtest für die Makula

Amsler-Gitter-Test. Bild-Quelle: https://www.dbsv.org/amsler-gitter-test.htm

Hinweis: Nutzen Sie normalerweise eine Lesebrille, setzen Sie sich diese bitte vor dem Test auf.

  1. Halten Sie sich ein Auge zu.
  2. Fixieren Sie mit dem offenen Auge den Punkt in der Mitte des Gitters mit einem normalen Leseabstand von ca. 30cm bis 40cm.
  3. Machen Sie den Test mit beiden Augen einzeln. Ein Auge muss jeweils abgedeckt bzw. geschlossen sein.

In folgenden Fällen ist eine genauere Untersuchung angeraten:

  • wenn Sie den Punkt in der Mitte nicht sehen
  • wenn Sie graue Schleier oder „Löcher“ im Gitter wahrnehmen
  • wenn einige Kästchen dunkel oder verschwommen sind
  • wenn Sie unterschiedlich große Kästchen sehen
  • wenn Sie die Linien verzerrt oder verborgen wahrnehmen

Bitte beachten Sie, dass dieser Sehtest den Besuch und die Diagnose bei Ihrem Augenarzt nicht ersetzen kann, sondern lediglich der persönlichen Einschätzung dient. Für die gesicherte Diagnose einer Makuladegeneration sind eine detaillierte Untersuchung des zentralen Gesichtsfeldes sowie weitere Untersuchungen für eine differenzierte Bestimmung des Krankheitsbildes erforderlich.

Was passiert bei der Makuladegeneration?

Schädigungen des gelben Flecks äußern sich je nach Schweregrad wie folgt:

  • Verringerung der Sehschärfe und entsprechend verminderte Lesefähigkeit
  • verschlechtertes Empfinden von Kontrasten
  • schwächere Wahrnehmung von Farben
  • schlechtere Anpassungsfähigkeit der Augen an geänderte Lichtverhältnisse (z.B. hell-dunkel)
  • höhere Empfindlichkeit geblendet zu werden
  • zentrale Gesichtsfeldausfälle

Bestehen eines oder mehrere der genannten Symptome, sollte in jedem Falle ein Augenarzt aufgesucht werden. Bei der Diagnose einer Makuladegeneration unterscheidet Ihr Arzt dann zwischen zwei weiteren Formen der Erkrankung, die nicht identisch verlaufen.

  1. Trockene Makuladegeneration

Rund 80% der Makulaerkrankungen äußern sich in der trockenen Form, wobei das Risiko zu erblinden bei niedrigen 5% bis 10% eingeschätzt wird. Ursache der trockenen Degeneration sind Ablagerungen sowie eine gestörte Durchblutung der Aderhaut, was zu einem Absterben der äußersten Haut (Pigmentepithel) der mehrschichtigen Netzhaut führt. Der Verlust des Sehvermögens verläuft in der Regel langsam und schleichend, kann bei einem Übergang in die feuchte Form aber auch schnell voranschreiten.

  • Feuchte Makuladegeneration

Fast jede siebte trockene Makuladegeneration geht irgendwann in die feuchte und gefährlichere Form über. Hierbei bilden sich unter der Retina flächige Gefäßmembranen, die zur Blutung neigen und die Netzhaut ständig mit Flüssigkeit unterspülen. Die Folge ist eine Netzhautablösung mit Sehstörungen und teilweiser oder vollständiger Erblindung. Im Endstadium vernarbt das Gewebe und führt zu einer gänzlich geschädigten, anatomisch veränderten Makula, was Mediziner als „Junius-Kuhnt-Narbe“ bezeichnen.

Welche Therapien gibt es gegen die Makuladegeneration?

Je früher eine Makuladegeneration erkannt und therapiert wird, desto effektiver lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung verzögern und die Lebensqualität betroffener Patienten verbessern. Die Therapieansätze richten sich nach der jeweiligen Art der Erkrankung. Bei der trockenen Form erhalten Patienten Medikamente bzw. Substanzen, die eine Schädigung der äußersten Schicht der Netzhaut bestmöglich verhindern. Die Behandlung der feuchten Makuladegeneration zielt auf die Hemmung neuer Blutgefäße unter der Netzhaut ab. Die Therapie erfolgt – je nach Einzelfall – durch eine Laserbehandlung (Verödung bestehender Gefäße), durch Injektion von Gefäßwachstumshemmern (Anti-VEGFs) direkt in den Glaskörper des Auges oder durch eine photodynamische Therapie (PDT), bei der ein Farbstoff in die Blutbahn gespritzt wird, sich in den Gefäßen der Makula anreichert und diese anfälliger gegen ein „kälteres“ Laserlicht macht. Im Gegensatz zur normalen Laserbehandlung wird gesundes Gewebe hierbei geschont und die Risiken von Nebenwirkungen sind geringer. 

Wie ist der Ausblick der Augenerkrankung?

Obwohl die Makuladegeneration noch nicht heilbar ist, wird die Sehkraft mit passender Therapie längsmöglich erhalten. Wichtig dabei ist eine konsequente Beobachtung des Krankheitsverlaufes, damit Ihr Augenarzt bei Unregelmäßigkeiten schnell reagieren kann. Veränderungen im Krankheitsbild lassen sich unter anderem durch einen Visustest, also einen Sehtest feststellen. Mehr dazu und wie Sie diesen mit unserer VisusApp zuverlässig selbst durchführen können, finden Sie in den anderen Artikeln unseres Visus-Magazins.    

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Refraktion – So werden die Werte für das Brillenglas bestimmt

Jeder Brillenträger hat sie schon gemacht, wahrscheinlich mehrfach, und verdankt ihr eine zuverlässige Korrektur des Sehens: die Refraktion. Hinter dem Begriff verbirgt sich allerdings mehr als nur ein Sehtest, nämlich ein aufwändiges Verfahren, um die genaue Beschaffenheit und Stärke der benötigten Brillengläser zu ermitteln. Warum diese Brillenglasbestimmung so wichtig und bei Kindern gleichzeitig so schwierig ist, erfahren Sie leicht verständlich bei uns.

Gutes Sehen erhöht die Lebensqualität

Vorweg sei gesagt, dass Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen mehr leisten, als lediglich die Sehschärfe und damit zum Beispiel das Lesevermögen zu erhöhen oder die Autofahrt zu erleichtern bzw. ermöglichen. Vielmehr kann ein schlechtes Sehvermögen dramatische Auswirkungen auf das Wohlbefinden und den allgemeinen Gesundheitszustand haben, begonnen von ständigen Nacken- und Kopfschmerzen über tränende oder brennende Augen bis hin zu teils starkem Schwindel. Die Symptome überanstrengter Augen sind vielfältig und können nicht nur bei komplett unbehandelten Sehschwächen auftreten, sondern auch bei falsch korrigierten Sehfehlern. Das passiert häufig dann, wenn eine Brille nicht exakt auf die Augen des Patienten abgestimmt ist oder wenn sich das Sehvermögen über die Zeit verändert. Nur eine qualitativ hochwertige Refraktionsbestimmung beim Augenoptiker oder Augenarzt sowie regelmäßige Sehtests stellen eine dauerhaft optimale Sehschärfekorrektur sicher. Experten empfehlen mindestens alle zwei Jahre einen Sehtest durchzuführen – auch für Brillenträger (beachten Sie hierzu unsere Hinweise zur VisusApp am Ende des Artikels). 

Was Augenoptiker und Augenärzte unter Refraktion verstehen

Wenn Augenoptiker und Augenärzte von einer Refraktion sprechen, dann meinen sie in der Regel die Methode zur Bestimmung der benötigten Brillengläser. Was bei der Refraktionsbestimmung grundsätzlich gemessen wird, verrät die Herkunft des Begriffes, der sich aus dem lateinischen „re“ (deutsch: zurück) und „frangere“ (deutsch: brechen) zusammensetzt und wörtlich mit „Zurückbrechung“ übersetzt werden kann. Keine Sorge, bei der Refraktion wird den Patienten natürlich überhaupt nichts gebrochen, vielmehr geht es um die Brechung der Linsen im Auge bzw. um deren Brechkraft. Diese bestimmt der Arzt oder Optiker mithilfe der Refraktionsmessung und berechnet den exakten Wert, den die Brille später korrigieren muss, damit das Auge wieder scharf und klar sehen kann.

Gut zu wissen: Erfolgt die Bestimmung der Sehstärke aufgrund von Sehschwierigkeiten beim Augenarzt, übernimmt die Krankenkasse normalerweise die kompletten Kosten für die Refraktionsbestimmung.

Was bei der Refraktionsbestimmung gemessen wird

Wie wir bereits in unserem Artikel zur Makula gesehen haben, gibt es auf der Netzhaut nur einen Punkt des schärfsten Sehens (gelber Fleck). Vereinfacht ausgedrückt sammelt die Linse des Auges die Lichtstrahlen samt Bildinformationen und projiziert diese gebündelt auf den gelben Fleck. Verfehlt die Augenlinse diese Stelle, weil beispielsweise ihre Achse verschoben oder die Hornhaut verkrümmt ist, so sehen wir unscharf und eine künstliche Linse – die Brille oder Kontaktlinse – muss den Fehler der Augenlinse ausgleichen. Damit dies gelingt, ermittelt der Augenoptiker oder Augenarzt zunächst die Brechkraft der Linse. Der Wert eines gesunden Auges mit optimaler Sehkraft liegt bei 0 Dioptrien, der Patient gilt entsprechend als normalsichtig und kann alles gut erkennen. Liegt eine Weitsichtigkeit oder Alterssichtigkeit vor, erhöht sich der Dioptrienwert und erhält ein positives Vorzeichen (z.B. +2 Dioptrien). Die Kurzsichtigkeit wird hingegen mit einem negativen Vorzeichen markiert (z.B. -2 Dioptrien). Zwar gibt es heutzutage moderne Messbrillen und computergestützte Geräte zur Bestimmung der Refraktion, doch erfordern optimale Werte ein sorgfältiges Vorgehen des Untersuchenden sowie Geduld und Mitarbeit vom Patienten selbst. Denn die Ermittlung der Korrekturwerte erfolgt in zwei Schritten: der Bestimmung der objektiven und subjektiven Refraktion.

Erste Einschätzung der Sehstärke: die objektive Refraktion

Um die Dioptrien schnell zu bestimmen, nutzen Augenoptiker oder Augenärzte meist ein Autorefraktometer. Das Gerät ist leicht zu bedienen und misst die Sehstärke vollautomatisch ein. Der Patient oder die Patientin muss nur auf ein entferntes Bild schauen, während der Autorefraktometer die Dioptrienzahl ermittelt. Das Problem an der objektiven Refraktion ist die Ungenauigkeit, weil das menschliche Auge flexibel ist und Bilder wie eine Kamera scharf stellen kann. Entsprechend ist die objektive Refraktion bei einem Sehtest nicht zwingend notwendig, liefert aber eine schnelle Diagnose, ob sich an der Sehkraft eines Patienten etwas verändert hat, und erleichtert die Ermittlung der Refraktion und korrekter Korrekturwerte bei der folgenden, subjektiven Variante. 

Tipp: Die Sehkraft der Augen schwankt je nach Belastung und Tageszeit. Legen Sie den Termin für Ihren Sehtest so, dass Sie diesen möglichst entspannt und ausgeruht wahrnehmen können.

Individuelle Feinabstimmung der Werte: die subjektive Refraktion

Moderne Technik ersetzt vieles, aber nicht alles. Denn die subjektive Refraktion beim Augenoptiker oder Augenarzt ist so aufwändig wie unverzichtbar. Den Ablauf kennen Sie wahrscheinlich: Sie erhalten eine Messbrille auf oder sitzen am Phoropter (siehe Foto) und der Untersuchende wechselt ständig Gläser, verschiebt Regler, stellt Werte ein und fragt ständig Dinge wie „Sehen Sie jetzt schärfer oder mit dem Glas zuvor?“, „So besser oder schlechter?“ oder „Besser, gleich oder schlechter?“ und so weiter und so fort. Das kann schnell anstrengend werden, sorgt aber für die wichtige Feinabstimmung der Dioptrienwerte, damit die Brille die Sehkraftdefizite ordentlich ausgleichen kann. Mehr ist es nicht bei der subjektiven Bestimmung, aber es zieht sich eben, weshalb man im Schnitt mindestens 15-30 Minuten für die subjektive Refraktion einplanen sollte.

Übrigens: Die sogenannte Vollkorrektur – also ein Dioptrienausgleich, der die volle Sehkraft wieder herstellt –, wird von vielen Patienten als unangenehm empfunden und sie entscheiden sich beim subjektiven Sehtest für die angenehmste Sehkorrektur, deutlich seltener für die mathematisch korrekteste.     

Schwierig und wichtig zugleich: die Refraktionsbestimmung bei Kindern

Je jünger Kinder sind, desto schwieriger ist es, ihre Refraktion korrekt zu bestimmen. Denn abgesehen davon, dass Kleinkinder ihre Seheindrücke nicht richtig einschätzen und ausdrücken können, befinden sich die Augäpfel noch im Wachstum, was zu raschen Änderungen der Sehkraft führen kann. Daher empfehlen Augenärzte die Kontrolle bei Kindern zu verkürzen und mindestens einmal jährlich einen Sehtest durchzuführen. Um weitgehend unverfälschte Ergebnisse zu erzielen, wird bei Kindern meist die objektive Refraktion bevorzugt und die Augen werden zur maximalen Entspannung vor dem Sehtest mit speziellen Augentropfen behandelt.

Regelmäßige Sehtests selbst durchführen

Die VisusApp bietet als standardisierter Sehtest eine hervorragende Möglichkeit zur Selbstkontrolle. Die App ist kostenlos, einfach zu nutzen und liefert ein schnelles Ergebnis, ob ein vorzeitiger Besuch beim Augenoptiker oder Augenarzt sinnvoll ist. Beachten Sie aber, dass die App ausschließlich eine Ergänzung darstellt und den Besuch eines Augenarztes grundsätzlich nicht ersetzen kann.  

Schon gewusst? Der klassische Sehtest erfolgt am Snellen-Diagramm bzw. an der Snellen Chart. Dabei handelt es sich um die allseits bekannte Tafel, die mit einem übergroßen Buchstaben beginnt und mit jeder weiteren Zeile mehr und kleinere Buchstaben oder Zahlen hinzufügt, die aus bestimmter Entfernung korrekt abgelesen werden sollen. Der Sehtest stammt vom namensgebenden, niederländischen Augenheilkundler Herman Snellen, der das Diagramm bereits 1864 entworfen hat. Der Sehtest ist bis heute zuverlässig und beliebt, hängt aber immer von der Durchführung des Untersuchenden ab. Ein standardisierter Sehtest, wie ihn die VisusApp bietet, ist hingegen unbestechlich und liefert dauerhaft belastbare Daten.

Weitere Informationen rund um Sehtests, Makuladegeneration oder zur VisusApp finden Sie in unserem Visus Magazine.